Nachruf auf Heiko Zienert
Bundesverband der Dozenten für Gebärdensprache e.V.
trauert...
Heiko Zienert - Vater des "goldenen" Grammatikheftes der DGS
Heiko Zienert ist am 05. Dezember 2019 unerwartet von uns gegangen - wir sind bestürzt und sprachlos. Es ist schwer vorstellbar, dass er nicht mehr bei uns ist.
Seine berufliche Laufbahn startete zunächst mit seiner Ausbildung zum Vermessungstechniker im Öffentlichen Dienst in Hamburg. Später hat er als einer von drei Dozenten für Gebärdensprache bei der berufsbegleitenden Dolmetscherausbildungen, bei der Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Hamburg e. V., mitgewirkt. Insgesamt gab es davon drei Durchgänge.
Durch den Kontakt mit dem Linguisten, Prof. Dr. Siegmund Prillwitz (Universität Hamburg), entstand wenig später die erste Forschungsstelle in Deutschland, wobei die ersten DGS-Schnupperkurse an der Universität Hamburg angeboten wurden.
Heiko Zienert konnte für diese Mitarbeit vom öffentlichen Dienst freigestellt werden. Er war künstlerisch sehr begabt - die „Schweizerische Fahrt“ ist vielen ein Begriff. Dabei wurde die Grammatik der Deutschen Gebärdensprache für den Kongress „Die Gebärden in Erziehung und Bildung Gehörloser“ im Jahr 1985 skizziert und im „goldenen“ Grammatikheft veröffentlicht. Erst im Jahr 1987 wurde Heiko Zienert als erster Lektor für Deutsche Gebärdensprache an der Universität Hamburg, im Zuge der Eröffnung des „Zentrums für Deutsche Gebärdensprache“, fest angestellt.
Heiko Zienert war 1987 auch Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Gebärdensprachkursleiter, wo er von 1989 - 1998 aktiv im Vorstand tätig war. Aufgrund seiner hervorragenden Kontakte konnte er Lehrende aus den USA und Europa für die Seminare für die angehenden Kursleiter*innen gewinnen, z. B. Gil Eastman. Dadurch konnte die Mitgliederzahl der Bundesarbeitsgemeinschaft sehr schnell auf fast 200 anwachsen.
Mit viel Zeit und Energie arbeitete er auch an den Unterrichtsmaterialien „Grundkurs Deutsche Gebärdensprache I und II“, sowie der Lern-DVD „Die Firma 1 und 2“ für DGS-Dozent*innen und Student*innen. Anhand dieser Materialien konnte er interessierte, taube Gebärdenbenutzer zu Kursleiter*innen ausbilden.
Nicht nur wegen seines Engagements in der Gebärdensprache ist Heiko Zienert in der Gehörlosengemeinschaft sehr bekannt gewesen und geschätzt worden, sondern auch für die Ermutigung zu mehr Selbstbewusstsein der Gehörlosengemeinschaft. Er ließ sich nicht durch die damalige Politik degradieren. Er war entschlossen und sehr fokussiert bei der Unterstützung zur Anerkennung der Gebärdensprache in Deutschland. In der Lehre war er streng und zugleich sehr hummervoll, auch deshalb waren die Seminare an der Universität immer voll.
Wegen seiner Bedeutung für die Gebärdensprachgemeinschaft und seinem Engagement für die Gebärdensprache, wurde er 1997 mit dem Kulturpreis des Deutschen Gehörlosen-Bundes e.V. und 2012 mit dem Karl-Wacker-Preis ausgezeichnet.
Wir werden Heiko Zienert als eine für die Gehörlosen- und Gebärdensprachgemeinschaft wichtige und bedeutende Persönlichkeit in Erinnerung behalten und ihn nie vergessen! In Gedanken sind wir bei seinen Angehörigen, den drei Kindern Tim, Regina und Aitana.
Bundesverband der Dozenten für Gebärdensprache e.V.
-Vorstand und Mitglieder/innen-